Fakultät Medien

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Interview mit Christoph Girardet

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Was macht eine gute Jury aus, was ist der Reiz des studentischen Films? Philipp Stroh vom Campusradio hat mit shorts-Jurymitglied Christoph Girardet über die shorts.14 gesprochen, die dieses Jahr erstmals an drei Tagen stattfinden.

shorts-Jurymitglied Christoph Girardet. // Bild: Britta Bieberbach

Wie sind Sie auf die shorts aufmerksam geworden und Jurymitglied geworden?

Ich war mal bei einem Programm der shorts dabei, und Professor Heiner Behring hatte mich gefragt, ob ich mal in der Jury sein will. Mache ich natürlich gerne, gerade weil ich recht kritisch bin. Eine Jury muss eine gewisse Ausgewogenheit haben, da kommen Leute aus verschiedenen Bereichen, und das ist sicherlich sehr anregend.

Was ist für Sie der Reiz am studentischen Film?

"Studentisch"... Ich würde eher "jung" sagen. Man merkt einem Film ja an, ob er strategisch ist, ob er versucht zu gefallen und eine bestimmte Klaviatur formaler Mittel spielt, oder ob da eine bestimmte Haltung drin ist. Der normale Kurzspielfilm läuft oft über Pointen oder Gags, und man schaut das dann nicht so gerne noch einmal, weil man schon weiß, worauf es hinausläuft. Ich bin eher für Sachen, die etwas offener und anfangs vielleicht ein bisschen unklarer und schwieriger sind, ein bisschen anstrengender. Solche Filme, gerade von jungen Leuten, zeigen einem ihre Sozialisation, die nicht mehr die meiner Generation ist, und das finde ich spannend. Ich lerne eben auch etwas über die Macher aus einer jüngeren Generation - aber nur im Idealfall, wenn sie versuchen, einen ehrlichen Film zu machen.

Welche Erfahrungen haben Sie als Jurymitglied?

Ich bin Jurymitglied bei der Stiftung Kunstfonds in Bonn, dort geht es um Stipendien für alle Sparten der Bildenden Kunst. Da ist immer sehr viel zu sichten und es ist auch immer eine intensive Auseinandersetzung. Es gab vielleicht drei, vier Filmfestivals, bei denen ich in der Jury war. Das letzte war Vila do Conde in Portugal, ein Kurzfilmfestival, das sehr gemischt ist. Die zeigen Spielfilm, Dokumentarfilm, aber eben auch experimentellen Film, eine breite Palette. Und diesen Sommer bin ich beim Festival New Horizons in Warschau erstmals gemeinsam mit Matthias Müller in einer Jury.

Was macht eigentlich eine gute Festivaljury aus?

Sich zurücknehmen und anhören, was andere sagen - aber man darf seine eigene Position nicht aufgeben. Harte Diskussionen finde ich gut. Je mehr man über eine Arbeit diskutiert, desto interessanter war sie dann offensichtlich auch.

Warum sind Filmfestivals wichtig?

Das Wichtige an Filmfestivals ist diese Unmittelbarkeit, sich im Kollektiv etwas anzugucken. Man guckt Sachen zusammen und kann sich sofort darüber austauschen. Und für den Filmemacher selbst ist es immer wie eine Feuertaufe. Ich finde Festivals wichtig, die sich öffnen, die sehr breit aufgestellt sind in dem, was sie zeigen. Filme, auf die man nicht vorbereitet ist, die muss man entdecken können. Gerade, weil die sonstige Kino-Erfahrung mehr und mehr Richtung Mainstream geht und die Programmkinos leiden. Und weil die kurze Form des Films ja ohnehin woanders nicht stattfindet, abgesehen vom Internet, wo man vielleicht doch zu früh ausschaltet, oder vielleicht doch lieber eine E-Mail ließt. Extra dafür hinzugehen, die Erfahrung als Ereignis, ist für jede Form von Kultur wichtig.

Was erhoffen Sie sich von den diesjährigen shorts?

Ich hoffe, dass ich etwas entdecke. Dass ich zwei oder drei Filme finde, die mich bewegen, wachrütteln, oder die ich wenigstens einfach interessant finde, für die ich mich einsetzen kann. Ich freue mich natürlich auch auf die Auseinandersetzung mit den Co-Juroren, auf einen interessanten Tag der Sichtung.

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Zur Person: Der im niedersächsischen Langenhagen geborene Film- und Videokünstler Christoph Girardet hat mehr als 25 Jahre Erfahrung. Sein Schwerpunkt ist der experimentelle Found-Footage-Film, bei dem durch die Montage von bereits vorhandenem Bewegtbildmaterial neue Geschichten entstehen. Seit 1989 kreiert Girardet Videos, Videoinstallationen und Filme, teilweise mit dem Filmemacher Matthias Müller - mit dem er derzeit auch im Kunstverein Hannover mit der Ausstellung "Tell Me What You See" zu sehen ist. Girardet studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. 2000 erhielt er ein Stipendium für das International Studio and Curatorial Program in New York und 2004 das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Christoph Girardet wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 2006 der Prix Canal+ du Meilleur court métrage auf den Filmfestspielen von Cannes und der Deutsche Kurzfilmpreis sowie 2012 der Arte Kurzfilmpreis. 2013 war er für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Über die shorts: Vom 9. bis 11. April zeigt die 16. Ausgabe der "shorts" erstmals an drei Tagen ein vielfältiges Programm auf der großen Leinwand. Zum Auftakt am Mittwochabend, 9. April, werden die besten Kurzfilme des deutschlandweiten Wettbewerbs "Wenn ich König von Deutschland wäre" präsentiert. Der Donnerstag, 10. April, steht ganz im Zeichen von Dokumentarfilmen. Am Freitag, 11. April, stehen - wie bei den bisherigen "shorts" - die Animations- und Spielfilme im Mittelpunkt. Ausgerichtet von Studierenden und Mitarbeitern der Fakultät Medien und Informationswesen der Hochschule Offenburg werden seit 1999 jährlich spannende Kurzfilme gezeigt und von einer Fachjury bewertet. 2009 fand die stetig wachsende Veranstaltung ihren festen Platz im Offenburger Forum-Kino. Karten sind ab Donnerstag, 27. März, im Forum-Kino in Offenburg erhältlich. Weitere Infos unter <link http: www.shorts-offenburg.de external-link-new-window external link in new>www.shorts-offenburg.de